Ökumenische Hospizgruppe e. V.
Rheinbach . Meckenheim . Swisttal

„Wenn nichts mehr zu machen ist – kann man noch ganz viel tun“

Wenn nichts mehr zu machen ist – kann man noch ganz viel tun
Prof. Dr. Lukas Radbruch, Claudia Wilmers

Das ist die Erfahrung, die Claudia Wilmers, Koordinatorin der Ökumenischen Hospizgruppe e.V. in der Be-gleitung Sterbenskranker gemacht hat. Sie sprach gemeinsam mit Prof. Dr. Lukas Radbruch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und Direktor der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklini-kum Bonn sowie 1. Vorsitzender der Ökumenischen Hospizgruppe e.V. auf dem Fachvortrag „Grenzen der Behandlung am Lebensende“, der der Mitgliederversammlung des Vereins vorwegging.

Kurt Surges, 2. Vorsitzender der Ökumenischen Hospizgruppe e.V., begrüßte die Mitglieder und zahlreichen Gäste in der evangelischen Maria-Magdalena-Kirche in Heimerzheim.

Die beiden Referenten berichteten lebensnah aus ihrem Alltag als Arzt und Koordinatorin. Pauschal zu sagen: „Das hat doch alles keinen Sinn mehr“, hält Prof. Radbruch für grundfalsch. Vielmehr sei zu fragen: „Was kann man denn jetzt noch machen?“ Er meint damit ein genaues Hinschauen, was für diesen Menschen, in seiner Krankheit, in seiner Lebenssituation hilfreich ist. Und da ist er immer bereit auch Grenzen zu überwinden. Manchmal sogar Landesgrenzen, um einem Sterbenden das Wiedersehen mit der Familie zu ermöglichen. Es gilt jedoch auch, die Grenzen des Möglichen zu erkennen. Nicht jede Behandlung ist am Lebensende noch sinnvoll. Und doch kommt es vor, dass sowohl Angehörige auf nicht mehr hilfreiche Therapien drängen oder Ärzte unbedingt noch etwas Medizinisches tun wollen.

In dem in Deutschland geltenden Zwei-Säulen-Modell schlägt der Arzt Therapien vor - der Patient kann diese annehmen oder auch ablehnen. Oftmals erkennt der Patient die Grenzen sehr genau, aber die Familie drängt auf weitere Behandlung: „Da muss man doch was machen!“ Claudia Wilmers weiß aus ihrer Erfahrung heraus: Manchmal ist es gut, wenn gar kein Arzt mehr kommt. Gerade in den letzten Stunden sei ein Mensch, der den nahenden Tod sieht und einfach da ist, ein Segen.

Die Grenzen sind nicht fest – sie müssen immer wieder neu gefunden und im Laufe einer Krankengeschichte immer wieder hinterfragt werden.