Hospiz bewegt – am Welthospiztag 2019 in Rheinbach
Das Glasmuseum war schon ein besonderer Ort für den diesjährigen Welthospiztag. Auch an der Glasverarbeitung Interessierte fanden so den Weg zum Film über die Arbeit der Ökumenischen Hospizgruppe e.V. und in die Ausstellung zum Thema Hospizarbeit in der Region. Sie fanden Stände und Schauwände mit den vielfältigsten Informationen zur ambulanten Hospizgruppe und auch zu den Senioreneinrichtungen und alternativen Wohngruppen der Kooperationspartner.
Auch die stationären Hospize aus dem Waldkrankenhaus in Bad Godesberg und dem Malteser am Brüser Berg
waren vor Ort und informierten über ihre Arbeit.
So hatte jeder Besucher vielfältige Gesprächsangebote.
Die Gäste wurden vom langjährigen, früheren 1. Stellvertretenden Vorsitzenden Kurt Surges mit dem Thema „Hospiz bewegt“ begrüßt.
Ulrike Weitzel, Richterin am Amtsgericht Rheinbach, referierte u.a. über das Thema Betreuung. Diese wird heutzutage häufig von Krankenhäusern angefordert, damit Behandlungspläne unterzeichnet werden können, wenn der Betroffene dazu selbst nicht mehr in der Lage ist. Bei der Erwirkung einer Betreuung wird z.B. vorrangig der Wille aus der Vorsorgevollmacht berücksichtigt und eine ehrenamtliche Betreuung wird von Gesetzes wegen der amtlichen Betreuung vorgezogen. Eine Betreuung soll immer Assistenz bieten und Defizite ausgleichen. Dies hat rein gar nichts mehr mit der früher üblichen sogenannten Entmündigung zu tun – ganz im Gegenteil. Der Wille von Patienten wurde durch Vorsorgevoll und Patientenverfügung in den letzten Jahren erheblich gestärkt.
In bewegenden Kranken- und Lebensgeschichten berichtete der Palliativmediziner Prof. Hoffmann-Menzel über seine Arbeit. Palliativmedizin sei dabei nicht nur die Medizin der letzten Lebensphase. Von 995Tsd starben 230Tsd an einer Tumorerkrankung und etwa 150Tsd davon haben Schmerzen und wiederum ca. 100Tsd davon benötigen eine palliative Versorgung. Dazu gehört nicht nur die Linderung von Schmerzen und Symptomen wie z.B. Atemnot, sondern auch die Fähigkeit gut zuzuhören. Denn das sei genauso wichtig wie Medizin. Patienten erleiden bei einer schweren Erkrankung durch die intensive Pflege einen großen Verlust von Intimität. Da ist von Seiten der Betreuer eine große Sensibilität und Kommunikationsfähigkeit gefragt. Wer in Nordrheinwestfalen erkrankt trifft auf ein gutes Netz von Versorgungsmöglichkeiten.
J "Jedes Leben ist der Rede wert“ war das liebevolle Thema des Trauerrednerns Markus Schmidt. Was tun, nach einer im Laufe des Lebens getroffenen Entscheidung eines Verstorbenen, wenn eine Begleitung durch die Kirche nicht mehr möglich ist? Wenn Hinterbliebene eine Abschiedsfeier mit individueller Rede oder an einem unüblichen Ort – wie z.B. dem geliebten Garten - wünschen, kann ein Trauerredner helfen. Er geht mit den Hinterbliebenen ins Gespräch, auch um die Persönlichkeit Verstorbener zu erfassen und bei der Gestaltung der Abschiedsfeier zu unterstützen. Trotz der Trauer kann ein Trauerredner sein Augenmerk auch besonders auf die schönen Erinnerungen der Hinterbliebenen und damit auf das Leben richten.
Die Koordinatorin der Hospizgruppe, Claudia Wilmers, sprach darüber, dass „Hospiz eine Bewegung in Bewegung gesetzt hat“. Eine Bewegung aus der Bevölkerung für die Bevölkerung. Wer will schon alleine sterben? Die Hospize sorgen für Lebensqualität am Ende des Lebens. Da die meisten Menschen auch in den letzten Lebenstagen zuhause sein möchten, gibt es mittlerweile ca. 1500 ambulante Hospizdienste in Deutschland. Sie verstehen sich als psychosoziale Begleitung und ergänzen damit das vorhandene Versorgungsnetz um etwas Entscheidendes: Zeit! Zeit zum Zuhören, Zeit zum Sprechen, Zeit zum Schweigen. Ein Patient drückte es mal so aus: „Sterben kann ich allein. Ich bräuchte jetzt jemanden, der mit mir lebt“.
Wer in schweren Zeiten für die Seele sorgen kann, ist in dieser Zeit gern gesehen?! Frau Müller-Bück, Pfarrerin aus Swisttal, berichtete aus ihrem Arbeitsalltag als Seelsorgerin. Von ihrem ersten Gespräch mit einer Sterbenden und deren auf Versöhnung der Familie gerichteten Blick. Davon, dass Seelsorge nicht I m m e r „schön“ sei, wenn man mit seinem Glauben präsent ist. Da gilt es auch Wut auszuhalten. Wut auf Gott, der irdisches Leid zulässt. Und doch: sie darf am Ende oft über die Hoffnung sprechen – Hoffnung, die über den Tod hinausgeht. Hinein in eine Ewigkeit. Ein Welthospiztag, der ganz sicher wieder etwas bewegt hat.
Monika Matern, im Oktober 2019