Ein Licht in dunkler Zeit - #lichtfenster
Wir gedachten der Verstorbenen am 18. April
Corona hat nicht nur das Leben der Menschen „auf den Kopf gestellt“ sondern auch ihr Sterben
Es ist schon schlimm genug, wenn wir einen lieben Menschen verlieren – aber wie kommen wir damit zurecht, nicht bei ihm sein zu können, uns nicht verabschieden zu können? Aufgrund der Corona-Pandemie mussten das sehr viele Menschen durchleben. Durch die Trauer kommen wir schon unter „normalen“ Umständen in eine Isolation mit den eigenen Gedanken und Gefühlen. Aber nun in der Pandemie ist auch der Trost von außen oft kaum noch wahrnehmbar. Türen sind geschlossen – Haushalte auf sich gestellt. Ein Begräbnis findet meist in aller Stille und ohne tröstende Gemeinschaft statt.
In all den Jahren zuvor gaben wir durch einen liebevoll gestalteten Gedenkgottesdienst den Hinterbliebenen und den ehrenamtlichen Begleiter*Innen die Möglichkeit, der Verstorbenen zu gedenken. Aber seit dem Ausbruch der Pandemie mussten alle Versuche, einen solchen Gottesdienst zu gestalten, wieder abgesagt werden.
Dabei wäre er so von Nöten – so hilfreich als Erfahrung in Gemeinschaft. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier möchte die Gemeinschaft leben mit den Hinterbliebenen und zurzeit Erkrankten. Er hat bereits im Januar angefangen, abends ein Licht in ein Fenster von Schloss Bellevue zu stellen, und die Bürger aufgefordert, gleiches zu tun. Und immer wenn wir ein Licht in einem Fenster sehen, wissen wir: dort trauert jemand, dort nimmt jemand Anteil, dort fühlt jemand mit.
Bundespräsident Steinmeier gab der Gesellschaft am 18. April die Gelegenheit, in einer zentralen Gedenkfeier, „den Hinterbliebenen eine Stimme zu geben“ und in Würde von den Toten Abschied zu nehmen. Mit seiner Aktion #lichtfenster haben wir uns als Ökumenische Hospizgruppe solidarisiert.
NOCH EINE BITTE: Wenn Ihnen in Ihrem Lebensumfeld ein Krankheits- oder Sterbefall begegnet: Schauen Sie nicht weg – schauen Sie hin – helfen Sie nach Ihren persönlichen Möglichkeiten! Manchmal kann schon ein freundlicher Blick, ein mitfühlendes Wort hilfreich sein. Seien Sie da – tun Sie etwas Naheliegendes wie z.B. ein Mittagessen vorbei bringen. Oder fragen Sie: Was kann ich tun?
Zwei vor kurzem verwitwete Frauen sagten uns:
„Seit dem Tod meines Mannes ist alles anders. Man ist so allein. Und jetzt mit Corona
ist man ganz verlassen. Wie abgeschnitten von der Welt“.
„Es ist furchtbar. Erst verliere ich meinen Mann. Und jetzt kann ich noch
nicht einmal meine Enkelchen sehen.“
Stehen Sie zur Seite, wie es Ihnen gerade möglich ist. Manchmal haben wir die Sorge, den Trauernden zu stören. Und manchmal reagieren Trauernde auch „gestört“ - ihre Welt ist aus den Fugen geraten. Haben Sie keine Angst vor Ablehnung - in der Trauer kann nicht jeder die Höflichkeitsregeln einhalten. Aber wir sind soziale Lebewesen und brauchen einander. Seien Sie EINFACH da.
Wir sind auch für Sie und Ihre Fragen da, wenn Sie sich in dieser Rolle unsicher fühlen. Selbstverständlich sind wir auch weiterhin für die Kranken und Trauernden in dieser Zeit der Pandemie da!
Zwei TrauerbegleiterInnen berichten:
„Trauerbegleitung mit Maske und Abstand – das ist eine wahre Herausforderung.
Man möchte dem Trauernden Nähe und Anteilnahme zeigen. Vor Corona hat man in traurigen Situationen
dem anderen eine Hand auf die Schulter gelegt, vielleicht auch mal die Hand des anderen genommen.
Im Moment geht das alles so nicht. Das bedrückt mich und macht mich traurig. Aber umso wichtiger finde ich es,
dem Trauernden wenigstens mit Abstand und Maske zeigen zu können, dass hier jemand
ist, der für den anderen da ist und Anteil nimmt.“
Trauerbegleitung übers Telefon. Früher hätte ich nie gedacht, dass das klappen könnte.
Es ist zwar nicht ideal, aber unter den aktuellen Umständen ist es eine relativ gute Möglichkeit,
jemanden über eine schwierige Zeit hinweg zu begleiten.
Wir finden immer Wege zur Begleitung – wenn wir gerufen werden!