Wenn Menschen nicht mehr Leben wollen
Vortrag von Prof. Dr. Radbruch zum Thema „Wenn Menschen nicht mehr leben wollen“
Über 100 Interessierte kamen am 13. September in den Ratssaal des Rheinbacher Glasmuseums, um den Vortrag von Prof. Radbruch, Direktor der Klinik für Palliativmedizin in Bonn, zu dem Thema „Wenn Menschen nicht mehr leben wollen“ zu hören. Er sprach unter anderem über die gesellschaftliche und politische Diskussion zum Thema Suizidbeihilfe, sowie dem Umgang mit Todeswünschen auch im internationalen Vergleich. 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht den Paragrafen 217 des Strafgesetzbuchs für verfassungswidrig erklärt. Dieser stellte unter Strafe, Selbsttötung „geschäftsmäßig zu fördern“.
Dadurch ist die Beihilfe zum Suizid derzeit gesetzlich nicht geregelt und nachdem zwei Gesetzesentwürfe vom Bundestag abgelehnt wurden, ist es weiterhin unklar ob und wann es ein Gesetz geben wird. Prof. Radbruch veranschaulichte die Themen gekonnt mit Fallbeispielen, so dass sie leicht verständlich wurden ohne die Komplexität der Themen außer Acht zu lassen.
So wies er darauf hin, dass schwer kranke Menschen, die Todeswünsche äußern, in diesem auch immer wieder schwanken können. Es könne „Sterbewunsch und Lebenswille“ gleichzeitig vorhanden seien. „Wir sehen das oft als Hilferuf, dass jemand der sagt ‚Ich möchte nicht mehr leben‘ eigentlich meint ‚SO möchte ich nicht mehr leben‘.“ Wichtig sei es auch zu betonen, dass die Palliativmedizin Symptome wie z.B. Atemnot und starke Schmerzen lindern und damit die Lebensqualität erhöhen kann. Die vertrauensvolle Beziehung zu den Patienten sei wichtig. Nur durch diese lasse sich solch eine schwierige Situation bewältigen.
Es war zu spüren, wie sehr diese Themen die Zuhörer*Innen interessierten und dass es Redebedarf, gab. Prof. Radbruch gab viel Raum für Fragen und verwies bei weiteren Fragen und Klärungsbedarf auf die Ökumenische Hospizgruppe e.V. Meckenheim – Rheinbach – Swisttal.
Gegen Ende zitierte Prof. Radbruch aus Astrid Lindgrens Buch -Ronja Räubertochter- „Lange saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.“