Welthospiztag - Großer Andrang in der Friedenskirche
Anlässlich des Welthospiztages am Samstag, 14. Sept.2023, lud die Ökumenische Hospizgruppe e.V. Rheinbach – Meckenheim – Swisttal diesmal in Meckenheim zu einer Reihe von Vorträgen in die Friedenskirche ein. Am Stand mit Informationsmaterial standen die Koordinatorinnen für Gespräche bereit.
Das Interesse war außerordentlich groß, rund 60 Zuhörer lauschten gespannt den Erklärungen von Prof. Dr. Lukas Radbruch zum Thema „Hospiz – wie geht das?“. Sehr herzlich bedankte dieser sich zunächst beim “Team Meckenheim“, das den Welthospiztag in Meckenheim geplant und organisiert hatte. Lachen erzeugte sein erster Satz: „Wir haben Glück, wir alle machen das nur einmal durch!“ Das Lachen tat gut vor dem schwierigen Thema.
In der Hospizarbeit wird der Mensch ganzheitlich, in allen seinen Dimensionen betrachtet, von der körperlichen, emotionalen, sozialen und spirituellen Seite. Spannend war für die Zuhörer die Frage, wann kann ein Arzt bei welcher Krankheit die mögliche Endzeit des Lebens abschätzen? Radbruch war auch besonders wichtig, dass es in der palliativen Behandlung um eine partnerschaftliche Beziehung geht, in der der Patient der Experte für sich selbst, der Arzt der Experte für die Medizin ist.
Aber in erster Linie ginge es darum, wie der Patient selbst behandelt werden möchte (Platinregel). Hospizarbeit gibt nichts vor, aber schaut mehr auf die Ressourcen als auf Defizite und versucht so, zu einer positiven Einstellung zu gelangen.
Frau Barbara Utz, die Vorstandsvorsitzende der Telefonseelsorge Bonn/Rhein-Sieg e.V., sprach zum Thema „Sorgen kann man teilen“. Sie stellte fest, dass sich bei den Themen in 50 Jahren Telefonseelsorge nicht viel geändert hat, lediglich deren Reihenfolge variiert leicht. Heutzutage gibt es neben den Telefongesprächen Kontaktangebote per Mail, die Gespräche über einen längeren Zeitraum mit einer Person ermöglichen.
Im nächsten Jahr wird es eine Chat-Seelsorge geben in der Hoffnung, damit auch 20-30-jährige Menschen zu erreichen. Stolz ist man auf die wichtige Suizid-Prävention, gesponsert von der Michael-Franke-Stiftung. Bekannter sind Einrichtungen wie „Die offene Tür“ etc.
Es geht um Zuhören mit Nähe und Distanz in Krisensituationen, dabei ganz bei dem Sprecher zu sein und das Eigene zu vergessen. Stets aber lernt der Zuhörende auch für sich selbst und seine weitere Arbeit. Neben dem Ausbildungsgang informierte uns Frau Utz auch über die notwendige Netzwerkverbindung, die alle drei Jahre sogar auf internationaler Ebene stattfindet. Wichtig war ihr ganz besonders, dass die Telefonseelsorge rein von der Stadt Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis, aber vor allem auch von beiden christlichen Kirchen finanziert wird.
Im Anschluss an einen kleinen Imbiss stellte Frau Nicole Katlein vom „Buchladen“ am Neuen Markt zahlreiche aktuelle Bücher zum Thema „Sterben und Tod“ vor und las spannende Auszüge daraus vor. Die Titel wurden eifrig notiert, auch über das ein oder andere engagiert diskutiert: Wie spricht man mit Kindern über den Tod, was lesen heutige Kinder und Jugendliche, was ist ihnen wann zumutbar?
„Einblicke in die Praxis“
Wer noch Kraft hatte, erlebte danach sehr anrührende „Einblicke in die Praxis“ von der beeindruckenden Sterbebegleiterin Bettina Muermann: 1-2 Stunden pro Woche, manchmal aber auch mehr „bei Plantsch (Schwimmen) und Plausch“ mit einer/m zu Begleitenden sind die Regel. Die Koordinatorin Frau Wilmers erläuterte die Ausbildung für Sterbebegleiter*innen. Nach einer 100-stündigen, differenzierten Ausbildung innerhalb von 1.5 Jahren sowie Hilfestellung durch erfahrene Koordinatorinnen und Supervision entwickelt jede/r den eigenen Stil. Viele Gedanken machen sich die Damen und Herren, entwickeln immer wieder neue Ideen, um in Würde und Respekt die verbleibende Lebenszeit eines Menschen zu begleiten.
Aber jede solche Begegnung wirkt nicht nur bei dem Anderen, sondern auch bei dem Begleiter selbst. Fortbildungen und Supervision helfen diesen, auch schwierige Situationen zu bewältigen.
Gedanken zum Abschluss
Den Abschluss der Veranstaltung gestaltete Pfarrer und Superintendent i.R. Mathias Mölleken, der den spirituellen Gedanken in der Hospizarbeit aufgriff und geschickt einen Bogen von der Zielsetzung bis zum gemeinsamen Weg, auch einmal zum „Plantsch und Plausch“ spannte und allen ehrenamtlich Arbeitenden herzlich dankte.
Frau Christine von Gadow bedankte sich bei allen Referenten ebenso mit herzlichen Worten.